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Grosse Worte und das kleine Kommen-Tier

                         

     
        

 

 


Nachfolgend findest Du interessante, aufsehenerregende, für etwas sehr typische, weise oder einfach nur dämliche Zitate und jeweils einen kleinen Kommentar dazu von mir. Diese Sammlung wird natürlich ständig aktualisiert, also nicht vergessen, vorbeizuschauen!

 

 

 

 

Verzeichnis der Zitate

 

 

 

„Ich kämpfte während meiner gesamten Amtszeit für eine bessere Welt.“

 

                                      Bill Clinton, amerikanischer Ex-Präsident

 

 

 

 

"Meine Damen und Herren, ich freue mich über die Änderung der Verfassung der Vereinigten Staaten und nehme die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten gern an. .... [Pause, Verwirrung] ... Entschuldigung, das war das falsche Manuskript !..“

 

                   Arnold Schwarzenegger, Gouverneur von Kalifornien, neulich bei einem Auftritt

 

 

 

 

 

„Es gibt keinen Grund, von einer Flugzeugentführung auszugehen.“

 

 

 

                            Pressesprecher des russischen Geheimdienstes FSB Sergey Ignatschenko, einen Tag nach dem gleichzeitigen Absturz zweier russischer Flugzeuge am 24.8.2004.

 

 

 


 

 

 

 

 

 

15.07.2004

 

„Ich kämpfte während meiner gesamten Amtszeit für eine bessere Welt.“

 

                                      Bill Clinton, amerikanischer Ex-Präsident

 

 

Stellen Sie sich vor, diesen Satz würde Gerhard Schröder sagen. Oder gar Silvio Berlusconi. Stellen Sie sich einen der beiden vor, wie er seine ganze Seele, seinen ganzen Elan in diesen Satz hineinlegt. Wie er nicht von Problemen mit Gewerkschaften, von Kürzungen der Sozialhilfe spricht oder Gesetze im Sinn hat, die ihm erlauben, den eigenen Profit zu mehren, nein, stellen Sie sich jeden beliebigen gegenwärtigen europäischen Politiker vor, der einen solchen Satz in den Mund nimmt. Unmöglich, oder? Am ehesten vielleicht Bertie Ahern, der für eine europäische Verfassung kämpft. Aber wer kann denn sonst noch für sich ein politisches Engagement von derartiger Tragweite beanspruchen? Eine bessere Welt wollen?

 

Die Zeit der großen Vorhaben und Umgestaltungen der Welt scheint vorbei zu sein. Vorbei der Zusammenbruch des Ostblocks, der kalte Krieg, vorbei die Revolution der Gesellschaft in den 60er Jahren, vorbei die großen Visionen. Am ehesten taugt noch der Kampf gegen den internationalen Terrorismus als neue heutige Vision, aber selbst der ist nur ein Engagement auf einem sehr engen politischen Terrain. Es scheint, als hätte nach der Beseitigung der großen Konflikte der westlichen Welt ein müder Pragmatismus in die Politik Einzug gehalten. Das Alltagsgeschäft der Politik ähnelt immer mehr dem einer Verwaltungsbehörde. Und das ist vielleicht auch gut so. Denn große Visionen haben immer ihren Ursprung in Instabilität, Unsicherheit, menschlichem Leiden. Vielleicht sollten wir die gegenwärtige Langeweile in der Politik als einen großen Erfolg betrachten, als eine Auswirkung des (mehr oder minder) satten, zufriedenen Zustand der Gesellschaft, der es nicht mehr nötig macht, globale Veränderungen anzustreben.

 

Auch die USA wollen zur Zeit, obwohl sie den alleinigen Führungsanspruch in der Welt erheben, diese nicht mehr großartig verändern, sondern sorgen sich mehr um ihren eigenen wirtschaftlichen und geostrategischen Vorteil. George W. Bush wird den Satz von Bill Clinton nie aussprechen, und wenn, würde er sich lächerlich machen, weil man es nun gerade ihm nicht abkaufen würde. Die vielleicht einzigen Menschen, die heutzutage einen solchen Ausspruch wagen könnten, sind ironischerweise geistige Führer islamischer Fundamentalisten. Aber zum einen wäre eine von ihnen erwünschte Welt schwerlich eine bessere und zum anderen sind sie glücklicherweise zu globalen Weltveränderungen nicht in der Lage. Da hat sogar Bill Clinton mehr erreicht.

 

(siehe auch die Anwort hierauf von Markus Schiebold, unter der Rubrik „Gastauftritte“)

 

 

 

         

 


        Bill Clinton

 

          Foto: AP

 


 

 

24.07.2004

 

Meine Damen und Herren, ich freue mich über die Änderung der Verfassung der Vereinigten Staaten und nehme die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten gern an. .... [Pause, Verwirrung] ... Entschuldigung, das war das falsche Manuskript !..“

 

                   Arnold Schwarzenegger, Gouverneur von Kalifornien, neulich bei einem Auftritt

 

 

Arnold Schwarzenegger ist, so heißt es, am besten, wenn er witzig sein kann. Und so eröffnet er denn auch gerne einmal eine Rede mit einem Witz wie dem obigen. Dies soll einerseits die Atmosphäre lockern, andererseits aber auch zeigen, wie weit Schwarzeneggers Ambitionen reichen – nämlich bis ganz an die Spitze. Und, egal, ob man die Person des Österreichers mit seinem ganz besonderen Charme mag oder nicht, man muss dem „Gouvernator“, wie er oft genannt wird, auf jeden Fall Respekt zollen. Vom österreichischen Bauernsohn bis zum Gouverneur eines amerikanischen Bundesstaates ist es ein weiter Weg. Aber neben dem persönlichen Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen hat ein Faktor dem Ex-Bodybuilder entscheidend geholfen: Die Tatsache, dass er aus Hollywood kommt. Damit zeichnet sich erneut in aller Deutlichkeit ein Trend ab, der in letzter Zeit auch nach Europa überzugreifen scheint: Das Show-Business hält in die Politik Einschub.

 

Mit dem wachsenden Einfluss von Medien, insb. vom Fernsehen,  auf die Gesellschaft mehren sich nicht unbedingt die Chancen derjenigen Politiker, die gute Staatsmänner sind, sondern derjenigen, die sich gut darzustellen wissen. In den USA fing es schon mit John F. Kennedy, der, mit kaum politischer Erfahrung und Begabung ausgestattet, die Wahlen gegen Richard Nixon gewinnen konnte, bloß weil Nixon in einem der ersten Fernsehduelle der Geschichte schlecht rasiert und unfreundlich war, während Kennedy, über das ganze Gesicht strahlend, die Herzen der Nation umwarb. Schwarzenegger glänzte im kalifornischen Wahlkampf auch nicht unbedingt mit Inhalten, sondern mehr mit Bildern, wie demjenigen, als er, mit einem Besen in der Hand, einem Herkules gleich, publikumswirksam den Augiasstall Kalifornien ausmisten wollte. Auch in Deutschland ist dieses Phänomen immer mehr zu beobachten: Gerhard Schröder, damals elegant im Brioni-Anzug, aber politisch eher pragmatisch veranlagt, hat gegen den unförmigen und mit Akzent brummend sprechenden Helmut Kohl, den erfahrenen Politiker und Visionär, gewonnen. Auch während der Flutkatastrophe haben die Bilder von Bundeskanzler Schröder, wie er mit mitfühlend besorgten Gesicht und Gummistiefeln durch die zerstörte Landschaft geht, nicht unerheblich zu seinem Wahlsieg beigetragen.

 

Auch wenn es immer wieder betont wird, dass man in Deutschland nicht Personen, sondern Parteien wählt, ist das eine böse Illusion. Fragt man den Menschen auf der Straße, wen er warum gewählt hat, werden 80 % der Leute wenig über Inhalte des jeweiligen Parteiprogramms wissen, sondern vielmehr über den Eindruck, den sein Kanzlerkandidat im Fernsehen gemacht hat, berichten. Das Show-Business, das sich seit Jahrzehnten darauf spezialisiert, Menschen zu unterhalten, ohne sie mit tiefergehenden Gedanken zu überfluten, weiß in der Politik sehr gut Hilfe zu leisten. Sicherlich wird eine medienwirksame Darstellung nicht alle Menschen mit ihren Effekten blenden können, aber wohl die Mehrheit. So hängt das politische Schicksal des amerikanischen Herausforderers Kerry derzeit trotz besserer Umfrageergebnisse an einem seidenen Faden, weil George W. Bush mehr Geld für den Wahlkampf hat und deswegen die Show-Maschinerie besser betreiben kann. Arnold Schwarzenegger wird jedoch, sollte die amerikanische Verfassung wirklich zu seinem Gunsten geändert werden, weniger Probleme haben: Er ist die Show in Person.

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

              

 


     
Arnold Schwarzenegger

 


               
Foto: AP

01.09.2004

 

 

 

„Es gibt keinen Grund, von einer Flugzeugentführung auszugehen.“

 

                            Pressesprecher des russischen Geheimdienstes FSB Sergey Ignatschenko, einen Tag nach dem gleichzeitigen Absturz zweier russischer Flugzeuge am 24.8.2004.

 

 

Es war nicht der erste Versuch einer Regierung, ihre Bürger vor dem Hintergrund eines Terroranschlags für dumm zu verkaufen. Ein halbes Jahr zuvor hat die spanische Regierung unter dem damaligen Premier Jose Maria Aznar nach den verheerenden Bombenanschlägen auf dem Madrider Bahnhof Atocha versucht, die Schuld der baskischen Separatistenorganisation ETA zuzuschieben. Ziel des Vertuschungsversuchs war es, den Terrorakt nicht als Folge der umstrittenen Außenpolitik von Aznar darzustellen. Auch die russische Regierung versuchte kürzlich, den simultanen Absturz zweier Passagiermaschinen mit insgesamt 89 Toten als einen tragischen Zufall zu präsentieren. Beide Versuche schlugen – zum Glück – fehl. Gerade im Fall Russlands erwies sich die Verschleierungstaktik der Regierung als besonders unglaubwürdig. Die Behauptung, dass zwei Flugzeuge, die fast zeitgleich vom selben Flughafen starten und ebenso fast zeitgleich von Radarschirmen verschwinden, wegen einer bloßen schicksalhaften Fügung der Ereignisse explodiert sind, konnte kaum ernst genommen werden. Trotzdem ließ sich die russische Führung zu dieser Erklärung hinreißen, um kurz vor den bevorstehenden Wahlen in Tschetschenien keine Unruhe im Land entstehen zu lassen.

 

Die heftige Reaktion vor allem der russischen Presse half, das „Missverständnis“ aufzuklären. Zeitungen wie der „Kommersant“ stellten die offizielle Version deutlich und unverkennbar in Frage, bis die Regierung klein beigeben und nach einigen Tagen – aber noch vor den Wahlen – einen terroristischen Hintergrund zugeben musste. Dies ist ein abermaliger Sieg der Presse im Kampf gegen zuweilen unehrliche und zwielichtige Methoden und Vorgehensweisen von Politikern. Man denke nur an die „Spiegel“-Affäre, aus der die damals noch junge Zeitschrift „Der Spiegel“ als Sieger hervorging und den Beweis für die Pressefreiheit in Deutschland erbrachte. Auch im Watergate-Skandal sind unlautere politische Taktiken durch zwei Journalisten ans Tageslicht gebracht worden, was sogar den damaligen Präsidenten Nixon zu Fall gebracht hat. Auch wird man die Reaktion der Presse in Russland erfreulicherweise als einen Ausdruck der (Rest-)Unabhängigkeit der Medien betrachten können – trotz allen Drucks, den Präsident Putin auf die ausübt.

 

Inzwischen ist Russland mit einer regelrechten Terrorwelle überzogen worden. Nach den Explosionen in den Flugzeugen kamen ein Bombenattentat vor einer Moskauer U-Bahn-Station sowie die Geiselnahme in einer Schule im inguschetischen Beslan hinzu. Bei den Wahlen ist erwartungsgemäß der vom Kreml favorisierte Kandidat Alu Alhanow gewählt worden. Die Krise in der abtrünnigen Kaukasus-Republik ist damit weiterhin ungelöst. Zumindest könnte die Regierung in Moskau in Zukunft nun davon Abstand nehmen, ihren Bürgern erkennbare Lügen zu unterbreiten.

 

 

 

 

 

 

    Die Absturzstelle einer der         Maschinen  

 

 

               Foto: AP